News & Tipps: Blog zur 24h-Betreuung und Pflege

Jacura ist spezialisiert auf die 24 Stunden Betreuung daheim durch eine Pflegekraft aus Osteuropa und möchte Ihnen hier News, Tipps und Einblicke in die 24 Stunden Pflege und Betreuung geben. Viel Spaß beim Lesen!

Bipolare Störung Betreuung – Tipps und Hilfen

Bipolare Störungen in der 24 Stunden Betreuung und Pflege
Auch Senioren sind immer häufiger von bipolaren Störungen betroffen

Definition

Die bipolare affektive Störung (BAS), kurz bipolare Störung, war früher unter dem Begriff manisch-depressive Erkrankung bekannt und gehört zu den Affektstörungen. Sie äußert sich durch zweipolig entgegengesetzte extreme Schwankungen der Stimmung, der Aktivität und des Antriebs. Das Ausmaß dieser Schwankungen geht über das Normale hinaus und wechselt zwischen Manie und Depression. Ein an einer bipolaren Störung Erkrankter kann dieses Schwanken nicht mehr aus eigenem Willen unter Kontrolle bekommen. Laut der WHO sind bipolare Störungen eine von zehn Krankheiten, die weltweit zu den meisten Behinderungen führen. 25%-50% der Betroffenen begehen einen Selbstmordversuch, ca. 15%-30% töten sich selbst.

Beschreibung

Die bipolare affektive Störung kennzeichnet einen episodischen Verlauf mit depressiven, manischen, hypomanischen oder gemischten Episoden:

  • Depressionen bezeichnen eine überdurchschnittlich gedrückte Stimmung und verminderten Antrieb. Bei starken Depressionen kann es zu Suizidgedanken
  • Eine manische Episode ist durch gesteigerten Antrieb und Rastlosigkeit mit unpassender euphorischer oder gereizter Stimmung gekennzeichnet. Dabei ist die Fähigkeit zur Prüfung der Realität mitunter stark eingeschränkt und die Betroffenen können sich in große Schwierigkeiten bringen.
  • Hypomanie ist eine nicht stark ausgeprägte Manie, typischerweise ohne gravierende soziale Konsequenzen. Eine Hypomanie liegt jedoch bereits deutlich über einem normalen Aktivitäts- und/oder Stimmungsausschlag.
  • Eine gemischte Episode ist gekennzeichnet durch gleichzeitiges oder schnell wechselndes Auftreten von Symptomen der Manie und der Depression. Beispielsweise trifft ein verstärkter Antrieb mit einer gedrückten Grundstimmung zusammen.

Zwischen den Episoden kehrt der Betroffene in der Regel immer in einen unauffälligen Normalzustand zurück. Antrieb und Gemüt unterliegen dann wieder den normalen Schwankungen. Die bipolare Störung ist eine recht häufige Störung: werden auch leichtere Fälle berücksichtigt, so sind laut einigen Untersuchungen in den Industrieländern 3% bis 4% Prozent der Bevölkerung zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens von ihr betroffen.1

Phasen

Bipolare Störungen gehören wie bereits oben erwähnt zu den sogenannten phasischen Erkrankungen mit depressiven und manischen Episoden. Das heißt, dass die Mehrheit der Betroffenen hin und wieder Erkrankungsphasen haben, zwischen diesen jedoch relativ „normal“ leben können. Ungefähr ein Drittel aller Betroffenen gibt jedoch an, dass sie auch zwischen den einzelnen Episoden z.B. durch Stimmungslabilität, Konzentrationsstörungen oder dauerhaft niedergedrückter oder euphorisch-gereizter Stimmung beeinträchtigt sind.

Im Durchschnitt dauern die Episoden ungefähr zwei Monate für manische und zwei bis fünf Monate für depressive Phasen. Von großer Bedeutung ist jedoch, dass die individuellen Unterschiede enorm sind. Teilweise halten die Episoden nur Tage an, während in anderen Fällen Jahre vergehen. Es gibt jedoch im zeitlichen Verlauf drei unterschiedliche Phasen:

  • Die Prämordalphase oder Vorläuferphase

Bevor die Erkrankung gänzlich ausbricht, existieren allmähliche Veränderungen der Stimmung und des Verhaltens. Depressive Episoden kündigen sich meist über Wochen oder Monate an, manische Episoden meist innerhalb weniger Tage oder Wochen.

  • Die Akutphase

In dieser Phase bricht die Erkrankung vollständig aus, mit und ohne Auftreten psychotischer Symptome. Besonders in den manischen Episoden ist es stark ausgeprägt, dass die Patienten es nicht verstehen können, dass sie krank sind.

  • Die Langzeitphase

Nach dem Verschwinden akuter Symptome und Stabilisierung des Zustands können leichte depressive oder leichte manische Symptome über einen verschieden langen Zeitraum bestehen bleiben. Diese Phase kann viele Jahre dauern, manchmal auch mit Rückfällen in die akute Phase.2

Bipolare Störung: Ursachen und Risikofaktoren

Die bipolare Störung wird von biologischen und psychosozialen Faktoren beeinflusst. Aufgrund bisheriger Untersuchungen lässt sich vermuten, dass ein kompliziertes Zusammenspiel mehrerer Gene mit unterschiedlichen Umweltfaktoren für die Krankheit verantwortlich ist.

·Genetische Ursachen

Familien- und Zwillingsstudien haben gezeigt, dass die bipolare Störung unter Anderem durch genetische Faktoren entsteht. Forscher haben herausgefunden, dass 10% der Kinder eines erkrankten Elternteils wahrscheinlich ebenfalls manisch-depressiv werden. Liegt die bipolare Störung bei beiden Elternteilen vor, steigt die Erkrankungswahrscheinlichkeit sogar auf bis zu 50%. Bislang konnte aber kein spezifisches Gen für die manisch-depressive Erkrankung gefunden werden. Vermutlich entsteht die bipolare Störung durch die Veränderung mehrerer Gene.

·Einfluss der Neurotransmitter

Einiges weist darauf hin, dass bei der bipolaren Störung die Verteilung und Regulation bedeutender Botenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn gestört ist. Neurotransmitter sind körpereigene Stoffe, die bestimmte Reaktionen im Körper und im Gehirn auslösen, z.B. Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin. Bei depressiven Menschen ist ein Mangel an Noradrenalin und Serotonin vorhanden. In manischen Phasen hingegen ist die Konzentration an Dopamin und Noradrenalin erhöht. Bei der bipolaren Störung spielt also möglicherweise das Ungleichgewicht der verschiedenen Botenstoffe eine wichtige Rolle. Bei der Behandlung der bipolaren Störung durch Medikamente soll eine kontrollierte Ausschüttung dieser Signalstoffe erreicht werden.

·Psychosoziale Ursachen

Neben den biologischen Einflüssen sind auch die individuellen Lebensumstände des Erkrankten an einer bipolaren Störung beteiligt. Vor allem Stress scheint ein Auslöser der manisch-depressiven Schübe zu sein; dieser kann in verschiedenen Formen und Stärken vorkommen. Ein verpasster Zug erzeugt beispielsweise kurzzeitigen Stress. Schwere Krankheiten, Trennungen oder Mobbing, aber auch manche Lebensphasen, wie z.B. die Pubertät, bedeuten eine längere Stressphase. Wie Stress empfunden wird, ist abhängig von der jeweiligen Person. Manche Menschen haben gute Strategien entwickelt, um mit Stress umzugehen, während andere rasch eine Überforderung wahrnehmen.

Die Fähigkeit der Stressbewältigung hängt aber außerdem von der genetischen Ausstattung und der Prägung im Mutterleib ab. Die Anfälligkeit einer Person für Stress bezeichnen Psychologen als Vulnerabilität. Menschen, die traumatisches erlebt haben, sind besonders stressempfindlich. Das kann beispielsweise ein schlimmes Ereignis in der Kindheit, der Tod einer geliebten Person oder eine erst kürzlich durchlebte Scheidung gewesen sein. Durch diese stress auslösenden Faktoren erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, an einer bipolaren Störung zu erkranken

·Medikamentöse Ursachen

Auch manche Medikamente können Änderungen der Stimmungslage hervorrufen und im Extremfall auch eine bipolare Störung auslösen. Dazu gehören kortisonhaltige Präparate, Methylphenidat, bestimmte Antiparkinson- und Epilepsie-Medikamente, aber auch Drogen wie Alkohol, LSD, Marihuana und Kokain. Es gibt auch einzelne Fallberichte, wonach bipolare Störungen nach Hirnverletzungen aufgetreten sein sollen.3

Behandlung

  • Die Akutbehandlung


Die Akutbehandlung setzt sich zum Ziel, den Patienten aus seiner aktuellen manischen, hypomanischen, depressiven oder gemischten Krankheitsepisode zu befreien, die Krankheitseinsicht des Patienten wiederherzustellen und den akuten Leidensdruck zu reduzieren. Abhängig von der Schwere und den Symptomen der Krankheitsepisode werden in dieser Phase unterschiedliche Medikamente, Wach-und Elektrokrampftherapie angewandt.

  • Erhaltungstherapie

Wenn eine deutliche Besserung der Krankheitssymptome eingetreten ist, folgt die Erhaltungstherapie. Ihr Ziel ist, die noch etwas instabile Situation des Patienten weiter zu festigen und einen direkten Rückfall zu verhindern. In dieser Phase wird versucht, die optimale medikamentöse Therapie für den Patienten zu finden. Zur gleichen Zeit kann bereits mit einer Psychotherapie begonnen werden, die unterstützend wirkt.

  • Rückfallvorbeugung (Prophylaxe)


Nach der Normalisierung der Stimmungslage des Patienten, ist es von Bedeutung, langfristig weitere Krankheitsepisoden zu verhindern und den Patienten so vollständig wie möglich sozial und beruflich wieder einzugliedern. Hierbei werden die zur Erhaltung der Stimmung verordneten Medikamente auf ein notwendiges Maß reduziert. Zur gleichen Zeit soll der Patient durch verschiedene psychotherapeutische Maßnahmen lernen, mit seiner Krankheit umzugehen und eine beginnende Krankheitsepisode zu erkennen.

  • Dauer der Behandlung einer bipolaren Störung

Sowohl Patienten und Angehörige sollten sich klar darüber sein, dass eine bipolare Störung in der Regel das gesamte Leben behandelt werden muss. Die Intensität der Behandlung kann dabei zwar unterschiedlich sein, aber ohne Behandlung ist eine dauerhafte Stabilisierung der Stimmung nicht möglich, da viele Erkrankte an einer anlagebedingten Anfälligkeit für diese Erkrankung leiden und es derzeit noch keine Therapie gibt, die zu einer dauerhaften Unterdrückung dieser genetischen Anlagen beiträgt. Welche Therapiemethoden eingesetzt werden, ist abhängig vom Verlauf und der Schwere der Erkrankung.4

Pflegerische Maßnahmen bei einer bipolaren Störung in der 24h-Pflege und der 24h-Betreuung

Die Betreuung von Menschen mit einer bipolaren Störung, deren Seele durch nachlassende soziale Kontakte, Verlust nahestehender Personen oder mangelnde Selbstständigkeit gelitten hat, stellt für die polnischen Pflegekräfte der 24h-Pflege eine große Herausforderung dar. In diesem Fall muss nicht nur auf die tägliche Pflege, sondern auch auf die eigene Psyche geachtet werden (unsere Pflegeberatung steht Ihnen auch in diesen Fragen helfend zur Seite). Es kann sehr belastend sein, denn die Hoffnungslosigkeit und Mutlosigkeit während einer depressiven Phase oder die Überschätzung, Euphorie oder Gereiztheit in der manischen Phase macht sich häufig auch am eigenen Gemüt bemerkbar. Hier nun einige Tipps im Umgang mit den Erkrankten:

  • Während einer depressiven Phase
  1. Sofern es der Betroffene zulässt, ist es wichtig, ihm das Gefühl von Nähe zu geben, indem man z.B. seine Hand hält.
  2. Die 24h-Pflege sollte versuchen, dem Pflegebedürftigen durch ihre Sprache und Körpersprache Geduld und Akzeptanz zu vermitteln. Es ist wichtig, den Erkrankten zu ermutigen, über seine Gefühle zu reden, damit er sich nicht zurück zieht oder gar nicht mehr spricht.
  3. Die Äußerungen des Betroffenen sollten nicht bewertet werden wie z.B. mit einer Aussage wie: „So schlimm ist es doch gar nicht!“. Solche Sätze vermitteln das Gefühl, alleine mit den Sorgen zu sein oder nicht verstanden zu werden.
  4. Nach Möglichkeit zeigt die Pflegekraft kein Mitleid, denn auch hierdurch fühlt sich ein Depressiver missverstanden.
  5. Die 24 Stunden Pflege und Pflege kann dem Patienten einen Anstoß zum Reden geben, indem sie neutral zeigt, dass die Gefühle wahrgenommen werden, wie z.B. mit Aussagen wie: „Du siehst heute aber sehr traurig aus!“
  6. Um die Antriebsstörung ein wenig zu mindern, ist es wichtig, dem Erkrankten Motivation für den Alltag zu geben. Die polnische Pflegekraft sollte die Betroffenen ermuntern, zu einer passenden Uhrzeit aufzustehen und sich nicht erneut hinzulegen, denn das könnte zu Schlafstörungen führen. Leidet der Depressive bereits unter Schlafstörungen, können abends Entspannungsübungen, Abendrituale und schlaffördernde Tees oder pflanzliche Mittel Besserung verschaffen. Liegt der Pflegebedürftige nachts wach, ist es besser, ihn zu beschäftigen, als ihn stundenlang nachdenken zu lassen.
  7. Aktivierende Pflege: Der Erkrankte wird von der Seniorenbetreuung bei der Körperpflege und beim Anziehen unterstützt. Der Patient sollte aber so viel wie möglich selbstständig machen, um den Antrieb zu steigern. Es ist von großer Bedeutung, ihm die benötigte Zeit zu geben, ihn zu respektieren und keine Kritik zu äußern.
  • Während einer manischen Phase

Meist herrscht eine große Unsicherheit von Seiten der Angehörigen und des Pflegepersonals, wenn diese sich das erste Mal mit einer akuten Phase auseinandersetzen müssen. Die folgenden 3 Grundregeln sind gedacht für Gespräche mit Manikern, bieten aber generell viele Vorteile für die Kommunikation mit Angehörigen und Partnern.

1. Freundlichkeit! Die 24 Stunden Betreuung sollte sich wie ein Freund verhalten und seine Hilfsbereitschaft erkennen lassen. Ein Freund redet mit ehrlichem Interesse und auf Augenhöhe. Die polnische Pflegekraft hört dem Erkrankten aufmerksam zu und fragt, wenn sie etwas nicht verstehen kann. Manische Patienten mögen es nicht, angelogen zu werden, auch wenn die Wahrheit unangenehm sein kann. Gespräche während einer manischen Phasen können schnell unangenehm werden und bevor man selbst unfreundlich oder gereizt wird, ist es wichtig, das Gespräch nach einer kurzen Begründung zu beenden und zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen. Gegen die Heftigkeit, die ein Maniker im Zorn entwickeln kann, gegen seinen teilweise unbändigen Willen und sein übersteigertes Selbstbewusstsein hat ein psychisch gesunder Angehöriger oder Pfleger keine Chance. Es ist einfach kein ehrlicher Kampf, der Maniker ist durch seine Hirnchemie, die fehlende Kritikfähigkeit und das krankhaft erhöhte Selbstbewusstsein bei Aufregung und Streit oft deutlich im Vorteil. Deshalb sollte auch bei einem Streit sofort das Gespräch abgebrochen werden.

2. Ehrlichkeit! Die Pflegekraft sollte sich selbst nicht zu sehr beurteilen, nur um den Maniker nicht aufzuregen. Wenn er in einer aggressiven Stimmung ist, gibt es nichts, was ihn nicht aufregen könnte. Wenn der Patient eine Lüge seines Gegenübers bemerkt, kann das die Situation deutlich verschlimmern, da er ernst genommen werden möchte. Ein Maniker hat Störungen in der Wahrnehmung und im Denken; die Realität zu sehen, fällt ihm schwer. Dazu ist die Pflegekraft jedoch in der Lage und er sollte unbedingt in der Realität bleiben.

3. Konsequenz! Für einen adäquaten Umgang mit einem manisch Erkrankten ist Konsequenz von großer Bedeutung, da dieser selbst durch sein Gedankenchaos nur in den seltensten Fällen dazu fähig ist. Werden im Gespräch Konflikte angesprochen, ist es wichtig, seine Meinung beständig beizubehalten; auch wenn das bedeutet, dass es zu einer Eskalation kommt und das Gespräch abgebrochen werden muss. Wenn man einem Maniker seine eigenen Grenzen verdeutlicht, gibt man ihm dadurch automatisch auch etwas, worauf er sich verlassen kann, denn er selbst kann die Grenzen seines Handelns einfach nicht mehr sehen und richtig beurteilen. Wenn dann das Gegenüber sagt: „Stopp, bis hierhin und nicht weiter“, so ist das eine deutliche  Mitteilung, die man verstehen kann.
"Wenn du hier bei mir etwas kaputt machst und tobst, werde ich die Polizei rufen." ist ein kleines Beispiel.
Das heißt, man sollte seine Grenzen klar kommunizieren, sobald sie überschritten werden, man sollte mitteilen, was sonst die Konsequenz ist, und man muss dann auf jeden Fall auch konsequent sein, wenn es zur weiteren Grenzverletzung kommt.
Davon abgesehen, dass es ganz einfache Regeln sind, die eigentlich für alle freundschaftlichen Gespräche gelten müssten, können sie die Gespräche und das Verhältnis zwischen dem Pflegedienst bzw. der Vermittlungsagentur für 24h-Pflegekräfte und dem Betroffenen generell sehr stark verbessern - vor allem langfristig. Sie beugen Co-Abhängigkeit vor und schaffen Klarheit für alle Beteiligten.5

 

Quellen:

1: https://de.wikipedia.org/wiki/Bipolare_St%C3%B6rung

2: http://www.psychose.de/wissen-ueber-psychosen-60.html

3: http://www.netdoktor.de/krankheiten/bipolare-stoerung/

4: http://dgbs.de/bipolare-stoerung/therapie/

5: http://dgbs.de/service/dgbs-newsletter/newsletter-oktober-2013/drei-regeln

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